Was ist Kinesiotaping?

Kinesiotaping ist eine relativ neue, moderne Therapieform, bei der ein speziell dafür entwickeltes Pflaster in einer bestimmten Weise auf die Haut geklebt wird.

Woher kommt diese Therapie?

Kinesiotaping wurde vor ca. 30 Jahren vom einem japanischen Chirotherapeuten namens Kenzo Kaze entwickelt. Vor ca. 10 Jahren erstmals in Deutschland eingeführt, verbreitet sich diese Therapieform aufgrund seiner spektakulären Erfolge in der Schmerztherapie immer weiter.

Wie wirkt Kinesio-Taping?

Kinesiotaping wirkt durch seine Elastizität und die Technik des Klebens.

1. wird dadurch die Haut vom darunter gelegenen Gewebe etwas angehoben und es findet eine bessere Durchblutung, sowie ein verbesserter Abtransport von Lymphflüssigkeit statt. Entzündungsmediatoren werden besser abtransportiert, die Gewebereizung sinkt und es erfolgt eine Schmerzlinderung.

2. erfolgt eine Regulierung der Muskelspannung und Unterstützung von Gelenkfunktionen.

3. wird durch die Elastizität des Tapes Narbengewebe gelockert.

4. wirkt das Tape durch seine elastische Funktion auf das Bindegewebe und seine Zonen und kann somit, wie eine Bindegewebsmassage, auch auf innere Organe wirken (=reflektorische Wirkung).

Welchen Wirkstoff enthält das Pflaster?

Das ist der Punkt, der viele in Erstaunen versetzt. Das Kinesio-Tape enthält keinerlei Wirkstoffe.

Muss man an die Therapie glauben, hat es etwas mit Homöopathie oder Placebo zu tun?

Nein, Kinesiotaping wirkt auch ohne Glauben daran. Es ist eine moderne Therapieform und in die Gruppe der physikalischen Therapie, wie Klassische Massage, Bindegewebsmasssage, Reizstrom oder Ultraschall einzuordnen. Das Tape enthält keinerlei Medikamente, sondern wirkt nur aufgrund seines Elastizitätsreizes auf der Haut. Es hat auch nichts mit Wundermitteln oder Esoterik zu tun.

Kann man mit Kinesiotaping heilen?

Eine ursächliche Heilung ist mit Kinesiotaping nicht möglich. Begleitende Erscheinungen, wie Schmerz, Schwellung, Lymphabflusstörungen, Durchblutungseinschränkungen und Muskelverspannungen oder vegetative Störungen lassen sich damit aber sehr gut beeinflussen. Das alles führt natürlich zu einer deutlichen Anregung und Stärkung der körpereigenen Selbstheilungprozesse des Körpers.

Es gibt so viele verschiedenen Bezeichnungen, was ist der Unterschied?

K-Tape, Physio-Tape, Sport-Tape, Med-Taping, Aku-Taping – sollen mal als Beispiele genannt sein. Der Markt ist, aufgrund der guten Wirksamkeit, natürlich sehr umkämpft. Einige bezeichnen sich als der Ursprung, andere als eine Weiterentwicklung der Kinesiotaping-Therapie. Im Prinzip sind es nur namensrechtliche Unterschiede. Schaut man sich die einzelnen Tape-Anlagen der Anbieter an, findet man kaum große Differenzen. Da die Therapieform noch sehr jung ist, findet natürlich momentan bei allen eine große Weiterentwicklung statt.

Kann eigentlich jeder tapen?

Der Behandler sollte ein nicht geringes Maß an anatomischen und physiologischen Kenntnissen besitzen, um das Kinesio-Tape richtig anlegen zu können. Des Weiteren sollte er eine Weiterbildung (mit Zertifikat) absolviert haben, wo er die verschiedenen Anlagetechniken erlernt.

Was bedeuten die Farben?

Erst einmal gibt es von den physischen Eigenschaften des Kinesio-Tapes keine Unterschiede zwischen den einzelnen Farbvarianten, außer dass sie anders eingefärbt wurden.

Es stellt sich aber immer wieder heraus, dass unterschiedliche Farben unterschiedlich wirken. Einige Therapeuten betreiben diese Farbtherapie sehr intensiv. Eine psychische Komponente ist definitiv nicht abzusprechen, denn wer würde schon ein rotes Tape auf ein entzündetes Gelenk kleben?

Wie lange dauert so eine Behandlung?

Die Tape-Anlage als solche geht relativ schnell. Jeder Kinesiotaping-Behandlung sollte aber eine ausführliche Befundaufnahme vorausgehen, um eine optimale und dem Patienten und der Erkrankung angepasste Klebetechnik zu finden. Je nach Befund ist auch eine Serie von mehreren Behandlungen angebracht?

Was kostet so eine Behandlung?

Das ist unterschiedlich und hängt davon ab wo, was und wer behandelt. Wie überall ist es in Ballungszentren meist teurer als in der Provinz. Ärzte und Heilpraktiker verlangen bei gleicher Leistung in der Regel deutlich mehr als Physio-/Ergotherapeuten. Und natürlich kommt es darauf an, wie aufwendig die Tape-Anlage ist.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Nein, die Kostenträger (Krankenkassen) übernehmen bisher noch keinerlei Kosten für die Kinesiotaping-Behandlung. Als Patient müssen Sie die gesamte Aufwendung selbst tragen.

Was ist der Unterschied zum klassischen Tape?

Klassische Tapes sind nicht flexibel. Kinesio-Tapes lassen sich meist mehr als 50 % seiner ursprünglichen Länge dehnen. Damit werden Gelenke und Muskeln nicht wie beim klassischen Tape ruhiggestellt, sondern optimal unterstützt.

Ersetzt Kinesio-Tape das klassische Tape?

Nein, auf keinen Fall. Jede der beiden Tape-Formen hat seine Berechtigung. Vor allem im Leistungssportbereich kann man sogar beide Varianten sehr gut miteinander kombinieren.

Muss die zu tapende Stelle vorbereitet werden?

Ja, um eine optimale Klebekraft zu gewährleisten, sollen die Klebestellen möglichst fettfrei sein. Dazu wird der Therapeut die betreffenden Stellen evtl. vor der Behandlung mit Seifenwasser oder Hautdesinfektion entfetten.

In seltenen Fällen, bei zu starker Behaarung, ist eine Rasur notwendig.

Wie lange hält ein Kinesio-Tape?

Durch den speziellen Acryl-Kleber ist eine recht lange Klebedauer gegeben. Meist geht man von 7 Tagen aus, wobei die getapte Körperregion natürlich eine Rolle spielt. An Armen, Beinen und dem Rücken hält es meist sogar mehrere Wochen. An Fußsohle und Hals durch die mechanische Belastung meist nur 3-4 Tage. Auf behaarten Stellen hält das Tape auch nicht so lange.

Wie lange muss ich das Kinesio-Tape tragen?

Solange wie Sie es als angenehm empfinden und eine Wirkung zu spüren ist oder solange wie es hält.

Wie entferne ich am besten das Kinesio-Tape?

Das Pflaster soll natürlich möglichst lang halten. Deshalb ist die Entfernung von der Haut, besonders von frisch geklebten Tapes, nicht sehr angenehm. Um Hautreizungen möglichst zu vermeiden, durchfeuchten Sie das Tape eine Zeit lang, am besten unter einer warmen Dusche/Bad. So lässt sich das Tape leichter abziehen.

Wo kann Kinesiotaping angewendet werden?

Kinesiotaping lässt sich sehr vielseitig einsetzten. Einige Beispiele seien hier genannt:

ARTHROSE (z.B.: Knie, Hüfte, Schulter)

SPRUNGGELENK (Bandläsionen, Schwellung, Instabilität, Schmerz, Fersensporn)

KNIE (arthrotische Beschwerden, Schwellung, Bewegungseinschränkung)

HÜFTGELENK (arthrotische Beschwerden, Endoprothese, Bewegungseinschränkung)

LENDENWIRBELSÄULE (Verspannungen, Ischiasbeschwerden, Instabilität, Kreuzschmerz, „Hexenschuß“, Bandscheibenbeschwerden)

HALSWIRBELSÄULE (Verspannungen, einschlafende Hände, Instabilität, Schwindel, HWS-Syndrom)

SKOLIOSEN

SCHULTER (Schultersteife, Muskelansatzreizungen, Schleimbeutelentzündungen, Bewegungsschmerz, Impingment-Syndrom)

ELLEBOGEN (Tennisarm, Golfarm)

HANDGELENK (Karpaltunnelsyndrom, Überlastungsschmerz, Sehnenscheidenentzündung)

MUSKELFASERRISS

GESICHT (Erkältungen, Nebenhöhlenentzündung, Schnarchen, Nasenpolypen)

MIGRÄNE / KOPFSCHMERZ

TINNITUS

OP-NACHBEHANDLUNG (z.B. Kreuzbandplastik, Hüft-/Knie-Endoprothesen, Sprunggelenk-OPs etc., Narben)

NEROLOGISCHE ERKRANKUNGEN (Lähmungen, Schlaganfall, Polyoneuropathie)

LYMPHÖDEME (sehr gut, bei schwer zu bandagierenden Stellen)

UROGENITALBESCHWERDEN (Menstruationsbeschwerden, Miktionsstörung, Harninkontinenz)

Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Kinesiotaping eine unterstützende Therapie darstellt und es zu keiner ursächlichen Heilung führt.

Gibt es Nebenwirkungen des Kinesio-Tapes?

Da das Tape keine Medikamente enthält sind die Nebenwirkungen sehr gering. Es gibt natürlich Allergien auf den Acryl-Kleber. Hautrötungen, Juckreiz und Quaddelbildungen können nach dem Entfernen des Tapes durch die Hautreizung auftreten. Gleiche Symptome werden von Patienten beschrieben, die bestimmte Medikamente oder Kombipräperate zeitgleich zur Kinesiotapingbehandlung zu sich nehmen (hauptsächlich Herzpatienten).

Vorsicht bei Tape-Anlagen mit hohen Zug (Ligamentanlage) bei verminderter Gerinnbarkeit des Blutes (Hämophilie, blutverdünnende Medikamente).

Wann kann Kinesiotaping nicht angewendet werden?

Bei offenen und noch nicht verheilten Wunden, bekannte Acryl-Allergie, sehr dünne Haut (sog. Pergamenthaut), alle Arten von Schuppenflechten im Tapegebiet, sowie wunde und nässende Hautauschläge.

Hilft Kinesiotaping immer?

Nein, das wäre zu schön. Wer das behautet ist als unseriös einzuschätzen. Eine Garantie für den Behandlungserfolg gibt es leider nicht, so wie bei den meisten Therapien in der Medizin. Sollte eine Tape-Anlage nicht wirken, sollte man den Therapeuten nochmals konsultieren. Oft gibt es noch andere Anlagen oder Varianten, die dann ein besseres Ergebnis bewirken können.

Quelle: www.kinesiotape24.de